Geschichte der Theodor Wiegand Gesellschaft
Anlässlich des 100-jährigen Bestehens des Deutschen Archäologischen Instituts wurde 1929 in Berlin die „Gesellschaft der Freunde des Deutschen Archäologischen Instituts“ gegründet. Bei der Neugründung nach dem zweiten Weltkrieg erhielt sie den Zusatz „Theodor Wiegand Gesellschaft“.
Festtagsrede zur Gründung
Zeitstrahl
Gründung der Gesellschaft der Freunde des DAI
- Ehrenvorsitz: Reichsminister des Auswärtigen Dr. Gustav Stresemann und
- Peuß.Minister f. Wiss., Kunst und Volksbildung Staatsmin Prof. Becker
- Vorstand:
- Dr. Richard von Kühlmann
- Prof. Ludwig Curtius
- Jakob Goldschmidt
- Dr. Paul Kempner
- Prof. Gerhard Rodenwald, Präs. des DAI
- Dr. Hermann Terdenge, Auswärtiges Amt
- 40 Mitglieder
- Gustav Krupp von Bohlen und Halbach, Essen
- Fritz Thyssen, Hamborn
- Otto Wolff, Köln
- Dr. Georg von Siemens, Deutsche Bank, München
- Hans Fürstenberg
- Franz von Mendelssohn
- Georg von Simson
- …
Quelle: Archäologisches Institut des Reiches, Bericht über die Hundertjahrfeier, 21-25 April 1929, Walter de Gruyter & Co Berlin 1930, S. 109-110.
Wiederbegründung der Gesellschaft der Freunde des Deutschen Archäologischen Instituts durch DAI-Präsident Böhringer. Bei der Neugründung erhielt sie den Namenszusatz „Theodor Wiegand Gesellschaft“.
Ab dem 02.02.1952 befindet sich die Theodor Wiegand Gesellschaft e.V. in Verwaltung des deutschen Stiftungszentrums (DSZ). Das DSZ unterstützt die TWG bei Beratung und Management.
- Präsident: Thorwald Risler, Generalsekretär der Stiftung der Deutschen Wissenschaft
- Geschäftsführer des WissZentrums: Martin Mruck (bis 1998)
- Präsident Dr. Peter Hermes, Botschafter a.D.
- 1998-2013 Geschäftsführer des WZ: Grunewald
- Präsident Dr. Weert Börner, StS. a.D.
- Umbenennung der TWG in Gesellschaft der Freunde des DAI – TWG e.V.
- Präsident Johannes Dohmes, Botschafter a.D.
- 2013 Geschäftsführerin des WZ: Ulrike Lenk
- Präsident Dr. Hartmut Wiegand
Festtagsrede zum 75. Geburtstag der TWG
Theodor Wiegand
*30.10.1864 in Bendorf/Rhein, +19.12.1936 in Berlin
Theodor Wiegand wurde als ältester Sohn des Arztes Konrad Wiegand und dessen Frau Ida geboren. Die väterlichen Vorfahren stammen aus der Gegend um die Kreisstadt Homberg/Efze, damals Kurhessen. Nach dem Abitur in Kassel studierte er Kunstgeschichte, Archäologie und Altertumswissenschaften in München, Berlin und Freiburg. 1894 promovierte er bei Studniczka mit einer Arbeit über die Bauinschrift von Puteoli. Im gleichen Jahr ging er dann nach Athen und beteiligte sich unter Wilhelm Dörpfeld an den Grabungen auf der Akropolis. 1895 arbeitete er als Assistent des Archäologen Karl Humann in Priene, führte nach dessen Erkrankung die Grabung fort und wurde nach dessen Tod 1896 sein Nachfolger als Grabungsleiter in Priene und als Direktor der Berliner Museen mit Sitz in Smyrna. Es folgten Grabungen unter anderem in Milet, Didyma, Samos, Pergamon und Baalbek und Reisen zu praktisch allen Ausgrabungsorten im vorderen Orient.
1900 heiratete er Marie von Siemens, eine Tochter des Bankiers Georg von Siemens. Von 1891 bis 1911 war er auswärtiger Direktor der Berliner Museen in Konstantinopel und wissenschaftlicher Attache bei der Deutschen Botschaft im Osmanischen Reich.
Zurück in Berlin leitete er ab 1912 die Antikenabteilung der Museen in Berlin und war für Aufbau und Einrichtung das Pergamon Museums auf der Museumsinsel zuständig. In Berlin – Dahlem baute ihm der Architekt Peter Behrens eine repräsentative neoklassizistische Villa, heute Sitz des Deutschen Archäologischen Instituts.
Im Ersten Weltkrieg leitete Wiegand das Deutsch – Türkische Denkmalschutz Kommando und veranlasste Luftaufnahmen archäologischer Fundplätze in der Region. Außerdem war es ihm ein Anliegen, bei Grabungen auch die osmanischen und byzantinischen Schichten aufzunehmen.
Es wurden ihm zahlreiche wissenschaftliche und politische Ehrungen und Auszeichnungen zuteil, und von 1932 bis zu seinem Tode 1936 war er Präsident des Archäologischen Instituts des Deutschen Reiches.
Literatur:
Carl Watzinger: Theodor Wiegand – Ein deutscher Archäologe 1864-1936, München 1944
Theodor Wiegand: Halb Mond im letzten Viertel – archäologische Reiseberichte, Hrsg. Gerhard Wiegand, München 1970
Klaus Rheidt, Barbara Anna Lutz (Hrsg,): Peter Behrens, Theodor Wiegand und die Villa in Dahlem, Mainz 2004